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Interviewserie mit erfolgreichen Frauen in Führungspositionen

Eine Interviewserie mit Frauen in Führung von Synergy Consult zeigte 2010 Frauenkarrieren auf, die als Vorbild für andere dienen können. Die Interviews führten Dr. Petra Köppel und Nicole Leber mit erfolgreichen Teilnehmerinnen der Synergiewerkstätten, von deren Erfahrungen das Netzwerk profitieren durfte.

Dr. Carina Kögler

Abteilungsleiterin im Karosseriebau
Audi AG
verheiratet, 3 Kinder


1. Welche Klischees über Frauen in Führungspositionen können Sie nicht mehr hören?

Als berufstätige Mutter bekam ich häufig zu hören, ich sei eine Rabenmutter. Das hat sich inzwischen gelegt. Vielleicht, weil ich es widerlegt habe, da die Kinder gut erzogen sind. Die Kinder sind jetzt 9 und 11 Jahre alt und ganz normale Jungs.

Etwas, was mir jedoch nach wie vor auffällt, ist folgendes: Wenn man als Frau konsequent einen Standpunkt vertritt, gilt man als bissig. Ein Mann würde als durchsetzungsfähig gelten. Sonst habe ich mich ganz gut in meiner Umgebung etabliert: Ich arbeite in der Produktion, wo ich mich entsprechend zweckmäßig kleide, also z.B. nicht in einem Rock herumlaufen würde. So kann ich pragmatisch anpacken und meinem Job am besten nachgehen. Gemeinsam mit meiner fachlichen Kompetenz halte ich dies für das richtige Rezept.

 

2. Welche Schwierigkeit mussten Sie überwinden, um auf Ihre jetzige Position zu gelangen?

Mich haben im Ingenieursstudium solche Kommentare geärgert wie „Lern doch erst mal kochen". Meine Antwort war „Kann ich schon!" - und ich habe mich nicht beirren lassen. Je weiter ich jedoch kam, desto weniger kamen solche Sprüche, weil ich einfach bewiesen habe, dass ich Fachkompetenz habe. Dann wurde nicht mehr über das Geschlecht spekuliert.
Bei Besprechungen mit zig Männer kommt zwar manchmal noch der Spruch: „Wir haben eine Frau dabei, wie schön." Ich weiß aber nun, dass dies ein Zeichen der Unbeholfenheit der Männer ist, wenn die Männer zum ersten Mal auf eine Frau im beruflichen Umfeld stoßen.
Es gibt meiner Meinung nach wenige Männer, die echte Probleme mit Frauen in Führungspositionen haben. Ich habe nie einen Chef gehabt, der gesagt oder mich fühlen hat lassen, dass er von Frauen in Führung nichts hält. Alle Chefs, die ich hatte, waren älter und haben mich eher als Tochter gesehen. Vielleicht wären jüngere und gleichaltrige eher neidisch.
Hürden habe ich nicht aufgrund meines Geschlechts erlebt, sondern eher aufgrund von anderen strukturellen Problemen, die z.B. mit Alter zu tun hatten, z.B. war ich für einen Auslandseinsatz zu alt. Aber das hat nichts mit mir als Frau zu tun.

 

3. Glauben Sie, dass bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten Frauenkarrieren erleichtern? Oder liegt es vielmehr an der Unternehmenskultur Ihres Arbeitgebers?

Mir hat die Kombination aus unternehmensgeförderter Kita und privater Betreuung geholfen: Die ganztägige und ganzjährig geöffnete Kita war unheimlich wichtig; zusätzlich habe ich eine Kinderfrau, die auch bei Krankheit oder Notfällen immer da ist. Und natürlich hilft meine private Umgebung: Im Notfall muss man Freundinnen haben, die zur Hilfe eilen. In anderen Familien packt die Oma mit an, wenn sie in der Gegend wohnt.
Aber auch die mentale Unterstützung war mir eine Hilfe: Meine Mutter konnte mir in der Betreuung nicht helfen, aber dass sie mir den Rücken gestärkt hat und gesagt hat „Du bist keine Rabenmutter, lass dich nicht beirren" hat mich weitergebracht.
Die Unternehmenskultur im produzierenden Gewerbe ist sehr traditionell. Man kann als Frau nicht erwarten, eine Sonderrolle zu erhalten - da heißt es, mitzuspielen. Wenn man dann Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen hat, muss man sich entsprechend gut organisieren. Und wenn man im nächsten Schritt eine gewisse Führungsposition erreicht hat, kann man die Kultur von innen heraus verändern. So unterstütze ich beispielsweise auch Männer, die in Elternzeit gehen wollen und merke, dass es sich allmählich durchsetzt.

 

4. Was glauben Sie: Was hat Sie in Ihrer Karriere weitergebracht? Wieso sind Sie da, wo relativ wenige Frauen ankommen? Hat Ihnen eine Frauenquote geholfen?

Im Unternehmen habe ich gemerkt, dass man schnell wissen muss, wo der Hase lang läuft. Daher habe ich mich rechtzeitig gut vernetzt, um die Strukturen und richtigen Ansprechpartner kennenzulernen und mögliche Hürden zu überwinden. Auch Mentoren habe ich angesprochen, die mir weitergeholfen haben. Aber dieses Erfolgsrezept gilt nicht nur für Frauen, sondern gleichermaßen für Männer.
Was ich aber anders gemacht habe als andere Frauen war, dass ich nicht darauf gewartet habe, dass irgendjemand auf mich zukommt, sondern ich habe meine Chancen aktiv selbst ergriffen. Und ich bin auf dem Weg geblieben, den ich für richtig gehalten habe. Oft habe ich mir anhören müssen: „Warum machst Du das?". Doch bereits mein Vater als Physiker oder auch meine Professoren im Studium haben mir genügend Selbstvertrauen gegeben und mich auf meinem Weg unterstützt. Und ich fordere auch ein. So gehört es für mich dazu, dass mein Mann und ich abends gemeinsam für die Familie da sind. Dinge wie Haushalt, die von Anderen erledigt werden können, müssen nicht von der Mutter oder dem Vater gemacht werden.
Die Frauenquote halte ich für kontraproduktiv. Sie lässt Männer denken, dass die Frau den Job nur aufgrund ihres Geschlechts bekommt. Ich war in meinem Job gut, und das hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin.

 

5. Ihr Ratschlag an Ihre Tochter/Nichte/Mentee, wenn sie Karriere machen möchte:

Sie soll ungewöhnliche Wege gehen. Ich habe beispielsweise nicht Maschinenbau studiert, was tausende studieren, sondern Metallurgie, was nur hundert studieren. Ich war im Ausland und habe viel getan, um aus der Masse herauszustechen. Und ich bin konsequent dabei geblieben. Daher ist es auch wichtig, dass man sich den Weg sucht, der Spaß macht. So kann man auch bei Durststrecken besser durchhalten.
Die jungen Frauen sollten zudem im Unternehmen nicht auf eine Sonderbehandlung pochen und mit Samthandschuhen behandelt werden wollen. Insbesondere, wenn sie einen Männerberuf ergreifen, müssen sie auch zupacken. Und im Ingenieursbereich wird es auch noch lange eine Männerwelt bleiben, da nur ganz wenige Frauen nachkommen. Tatsächlich muss man in der Erziehung und Schulbildung ansetzen, um Mädchen den Spaß an der Technik und Selbstvertrauen mitzugeben.
Und wenn Frauen Karriere machen wollen, müssen sie sich umso mehr nach den geltenden Spielregeln richten und können nicht erwarten, dass sich für sie das System ändert. Daher empfehle ich, eben nicht auf Teilzeit zu gehen, sondern voll dabei zu bleiben. Ich habe beobachtet, dass sich viele Kolleginnen mit solchen Forderungen selbst den Weg verstellt haben. Sie können es sich leichter machen, indem sie sich eine Kinderfrau nehmen, sich Unterstützung im Haushalt suchen - so hat es bei mir hervorragend geklappt.

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