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Interviewserie mit erfolgreichen Frauen in Führungspositionen

Eine Interviewserie mit Frauen in Führung von Synergy Consult zeigte 2010 Frauenkarrieren auf, die als Vorbild für andere dienen können. Die Interviews führten Dr. Petra Köppel und Nicole Leber mit erfolgreichen Teilnehmerinnen der Synergiewerkstätten, von deren Erfahrungen das Netzwerk profitieren durfte.

Mónica Wertheim

Vice President Employer Reputation & Corporate Culture
E.ON AG
1 Sohn

 

1. Welche Klischees über Frauen in Führungspositionen können Sie nicht mehr hören?

Wenn es heißt, Frauen sind bissig, dann kontere ich immer mit dem gleichen Satz: "Frauen sind bissig und Männer sind durchsetzungsstark". Das gleiche Verhalten wird bei Frauen und Männern völlig unterschiedliche bewertet. Bissigkeit ist wirklich ein Klischee, das ich nicht mehr hören kann.

2. Welche Schwierigkeit mussten Sie überwinden, um auf Ihre jetzige Position zu gelangen?

Es gab keine so große Schwierigkeiten, aber was wichtig ist, um eine solche Position zu erlangen ist, dass man an sich selbst glaubt. Das heißt nicht, dass man sich nicht kritisch hinterfragen soll. Aber bei manchen Frauen habe ich beobachtet, dass sie sich bis zur Selbstzerfleischung selbst kritisieren. Ich habe erkannt, dass mich das nicht weiterbringt. Man muss sich natürlich immer weiterentwickeln, aber sollte sich nicht zu viel selbst hinterfragen. Dann ist man sogar besser und kann mehr erreichen, als man es sich selbst zugetraut hätte.

 

3. Glauben Sie, dass bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten Frauenkarrieren erleichtern? Oder liegt es vielmehr an der Unternehmenskultur Ihres Arbeitgebers?

Es liegt absolut an der Unternehmenskultur, ob Frauenkarrieren möglich sind. Natürlich sind als Basis gewisse Instrumente notwendig und hilfreich, wie z.B. Kindergartenplätze, Teilzeitangebote, Home-Office... Diese Instrumente sind sehr unterstützend bei der Organisation von Familie und Beruf - und daran krankt es auch nicht mehr wirklich. Bei E.ON haben wir gute Instrumente. Aber alle Instrumente nützen nichts, solange nicht die Unternehmenskultur Frauenkarrieren ermöglicht. Wenn zum Beispiel eine Geburt gleichbedeutend mit einer Gehirnamputation gesehen wird und eine Frau danach nur minderwertige Jobangebote bekommt, versagt die Unternehmenskultur. Allein die Leistung eines Mitarbeiters soll ausschlaggebend sein für eine Karriere - egal ob vom Mann oder Frau. Aber natürlich muss die Frau auch Karriere machen wollen. Leider ist die gesellschaftliche Realität in Deutschland - gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern - so, dass Frauenkarrieren nach wie vor noch nicht selbstverständlich sind. Bezeichnenderweise gibt es ja auch nur im Deutschen den Begriff ‚Rabenmutter‘.

 

4. Was glauben Sie: Was hat Sie in Ihrer Karriere weitergebracht? Wieso sind Sie da, wo relativ wenige Frauen ankommen? Hat Ihnen eine Frauenquote geholfen?

Ich habe nie von einer Quote oder einem speziellen Frauenförderprogramm profitiert. Aber ich habe an mich geglaubt, mich weniger kritisch hinterfragt als andere Frauen - und habe die Chancen ergriffen, wenn sie sich boten. Dazu gehört natürlich auch ein gewisser Mut zum Risiko, den viele Frauen so nicht haben. Außerdem ist es wichtig, sich zu vernetzen. Je größer ein Unternehmen ist, desto wichtiger sind diese Netzwerke. Und man muss - speziell in großen Unternehmen - das große Ganze im Auge behalten, nicht nur auf den eigenen Aufgabenbereich fokussiert sein. Und schließlich liebe ich das, was ich tue - sonst könnte ich es auch nicht machen. Deswegen habe ich auch schon manche Aufgaben abgelehnt, weil ich es nicht konnte und wollte. Natürlich hatte ich bisher auch immer das Glück, gute Mentoren zu haben, die mich meist mit Rat und teilweise auch mit Tat unterstützt haben.

 

5. Ihr Ratschlag an Ihre Tochter/Nichte/Mentee, wenn sie Karriere machen möchte:

Ich habe einige Mentees, männliche und weibliche. Allen - egal ob Mann oder Frau - rate ich erst einmal das Gleiche: Geh deinen Weg und glaube an dich! Lerne, ein Problem aus mehreren Perspektiven zu sehen und dich in andere einzufühlen! Höre nie auf zu lernen, bleibe mental fit! Baue dir ein gutes Netzwerk auf! Nutze die Chance, die du bekommst - und zweifle und zögere nicht! Speziell den weiblichen Mentees sage ich aber auch noch, dass ein Kind das Leben ungemein bereichert. Und dass es sehr wohl möglich ist, beides zu haben: Kind und Karriere - wenn man es nur will!

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